Ein Facebook-Chat im Februar:
Bettina: Ich will im Urlaub nach Paris und find keinen, der mit will
Ich: Ich war noch nie in Paris…
Bettina: willste mit?
Ich: Ah! Wink verstanden
Und also fuhren Bettina und ich nach Paris. Einfach so. Aus einer Facebook-Spinnerei heraus.
Eine weitere Spinnerei brachte mich dazu, ihr zum Geburtstag ein Champagner-Picknick an der Seine zu schenken, ganz gegen meine sonstigen Picknick-Gewohnheiten, denn im allgemeinen bin ich eher für Rotwein zu haben (und für Frauen, die Rotwein mehr denn Champagner schätzen). Aber wenn man schon aus einer Laune heraus nach Paris fährt, dann kann man auch aus einer Laune heraus Champagner an der Seine trinken. Manchmal macht es einfach Spaß, Klischees zu erfüllen.
Und wenn man schon dabei ist, so kann man auch dabei bleiben, und also dachte ich, ich mache mir ein Spiel aus alle dem, aus Paris, dem Champagner, der Seine und Bettina. Diese Überlegung geriet mir leicht, denn Bettina ist ein sehr, sehr hübsches Mädchen mit feinen Gesichtszügen, einer zierlichen Figur und einem entzückenden Busen. Daß sie mir in dem halben Jahr, das wir uns kennen, nebenbei zu einer wirklich guten Freundin geriet, störte meinen Gedankenfluß nicht weiter. Hingegen, daß wir in dem halben Jahr, das wir uns kennen, des öfteren miteinander flirteten, stachelte meinen Spieltrieb an.
Nun muß man aber, wenn man ein Spiel spielt, es auch ernst betreiben, ein Spiel, bei dem alle Beteiligten so handeln, als wüßten sie, daß es nur ein Spiel ist, befriedigt kein bißchen, der heilige Ernst spielender Kinder ist das Vorbild, an dem sich jeder Spieler ausrichten sollte, finde ich. Ich folge zumeist meinen eigenen Ansichten, weshalb ich also in Paris mit Bettina flirtete, wie ich noch nie mit ihr geflirtet hatte, alles mit dem Ziel, sie zu verführen (übrigens nicht nur körperlich, denn reine Körperlichkeit finde ich witzlos, das wäre nicht gerade großer Sport, man lese hierzu das „Tagebuch des Verführers“). Außerdem kaufte ich vorsorglich zwei Flaschen Champagner, denn mir mit meinen 82 kg und etwas unsoliden Trinkgewohneiten macht eine Flasche nicht viel aus, sie aber, so meine Schätzung, sollte nach einer Flasche eigentlich recht gut abgefüllt sein.
Nun ja, mein Plan ging nicht auf. Zwar mühte sie sich redlich, mir eine gute Mitspielerin zu sein, allein: Ihre Gedanken waren anderswo, bei einem Kerl, der nun gar nicht meinen Charme und meinen Esprit hat, aber dafür leider ihr Herz. Wer jetzt, in einer solchen Situation das Spiel noch zum geplanten Ende führen kann, muß zweierlei Eigenschaften in sich vereinen: Er muß ein unwiderstehlicher Don Juan sein und von jetzt auf gleich vergessen können, daß das Mädchen, das da neben ihm sitzt, eine gute Freundin ist. Oder deutlicher: Er muß ein unwiderstehlicher Don Juan und ein Arschloch sein. Ob ich nun Arschloch genug bin, ist unerheblich, denn ein Don Juan bin ich nicht, und damit ist das Spiel für mich nicht zu retten. Es bleibt, das Handtuch zu werfen, sich einigermaßen aufrecht aus dem Ring zu stehlen und auf den Rückkampf zu hoffen – in Florenz vielleicht, vielleicht auch nur am Münchner Königsplatz, sicher aber diesmal mit Rotwein.